Herausforderungen des Grand Canyon: Temperaturen, Pausen, bergab und bergauf.

BRIGHT ANGEL TRAIL (SOUTH RIM)

Erstmal zu den Hard Facts:
– Unser Ziel: Aussichtspunkt Höhe Indian Garden Camp Ground
– 960 hm
– Gesamtlänge: ca. 18 km
– Angesetzte Zeit der Touristen-Information: 9-12 h
– Tatsächliche Zeit von uns: ca. 5 h

Die Wanderung begann am Anfang des Bright Angel Trails im Grand Canyon – ein Abenteuer, das nicht nur von atemberaubender Natur geprägt war, sondern auch eine mentale Herausforderung für mich war.
Die Temperaturdifferenz zwischen dem Plateau auf dem man startet und dem Tal war beeindruckend: Oben erwarteten uns lediglich 6 Grad (was sich sehr kalt anfühlte) die sich im Canyon auf beinahe 30 Grad erhöhten.
Die Hitze staut sich extrem im Canyon, kaum ein Lüftchen bringt einem ein wenig Abkühlung. Aber darüber will ich mich gar nicht beschweren, denn es wäre auch nicht unüblich gewesen, im Oktober auf Schnee zu treffen.

Neben den Herausforderungen die die Temperaturen hier mit sich bringen, war für mich die Größte Herausforderung die mentale Belastung. Das Besondere am Grand Canyon ist die Wanderstrecke, die zunächst bergab und dann stetig bergauf führt. Hier gibt es kein einfaches Umkehren mit der Begründung ‚Ich kann nicht mehr‘, denn der Rückweg bedeutet einen zehrenden Aufstieg, den man bewältigen MUSS. Nicht umsonst sterben Jährlich ca. 12 Menschen im Grand Canyon.
Aber genug von den negativen Gedanken die mich Anfangs begleiteten, denn die Aussicht und die Natur hier ist das allemal wert.

Entgegen der Einschätzung der Touristeninformation (9-12 h) benötigten wir lediglich etwa 5 Stunden (ohne Brotzeit- / Fotopause unten) für den gesamten Ab- und Aufstieg entlang des Bright Angel Trails. Ich würde also schätzen, dass geübte Wanderer zwischen 4 – 6 h brauchen. Eine erfreuliche Überraschung, die unsere Planung positiv beeinflusste. Unterwegs gibt es drei Stellen, an denen man sich frisches Wasser aus einer Leitung holen kann – eine lebensrettende Maßnahme in der Hitze des Canyons. Wir hatten aber zum Glück genug zu trinken dabei und ich würde auch jedem ans Herz legen lieber eine Flasche mehr mitzunehmen. An den ‚Wasserstellen‘ gibt es auch meistens einen kleinen Unterstand für den Fall von plötzlich eintretendem Gewitter. Zu Essen kann man hier allerdings nichts kaufen, daher würde ich darauf achten genug Brotzeit, Riegel und Co. einzupacken.
Wer es gewohnt ist in den Alpen zu wandern, wird es im Grand Canyon leicht haben.
(Die Wege haben eher eine stetige Steigung und nicht besonders viele steile Passagen)

Auf dem Weg begegnet man auch ein paar einheimischen Tieren.
Ganz viele Chipmunks hoffen auf eine Kleinigkeit zu knabbern – man sollte sie jedoch nicht füttern!
Außerdem sind mir einigen Dickhornschafen über den Weg gelaufen, diese sehen unseren Alpen-Steinböcken sehr ähnlich.
Meine Hoffnung eine Schlange oder einen Puma zu sehen wurde nicht erfüllt, vielleicht aber auch besser so 😉

Welche Hoffnung jedoch erfüllt wurde: Diese Aussicht raubt einem den Atem.
Ich hatte wirklich hohe Erwartungen und auch etwas Bammel dass diese nicht erfüllt werden kann, aber was soll ich sagen:
Diese Weite, der rote Sandstein, die Farben die diese Natur zu bieten hat – einfach WOW.
Bilder sagen hier denke ich mehr als tausend Worte. Aber das alles einmal Live zu sehen ist noch mal eine andere Dimension.
Es war einfach wunderschön und ich kam aus dem staunen gar nicht raus und kann jedem nur empfehlen einmal in den Grand Canyon abzusteigen – es ist wirklich eine ganz besondere Erfahrung, die man so schnell nicht vergessen wird.

Viel Spaß bei eurer nächsten Tour!
Bitte bedenkt die Touren nach eurem eigenen Fitness-Level auszuwählen – der schönste Gipfel (oder in diesem Fall: das schönste Tal) ist es nicht Wert sich und andere in Gefahr zu bringen!